Wahrscheinlich hat kein Tier schon so viel Lob erhalten wie der Pfau, der seit Ewigkeit in Europa heimisch ist.
Oft verwendetes Motiv in Geschichte, Kunst und Literatur der letzten Jahrhunderte wurde dieses Tier von der römischen Göttin Juno sehr geliebt. In einem ihr gewidmeten Tempel in Samos wurde aus diesem Grund das Abbild eines Pfaus aus wertvollen Materialien errichtet. Auch in den Märchen und Gedichten vieler Schriftsteller der Antike wie Äsop und Phaedrus begegnen wir diesem Tier.
In den verschiedenen Religionen hat der Pfau eine besondere Bedeutung: So symbolisiert er bei den Christen die „Auferstehung des Fleisches“, während Buddhisten zahlreichen Tempel in Indien mit seinem Abbild schmücken. Auch die arabischen Yaziden glauben an einen Engel namens Melek Tà’ùs, der die Gestalt eines Pfaues hat.
In Italien ist der Pfau seit dem Römischen Reich bekannt. Zuerst war diese Vogelart ziemlich rar, danach verbreitete sie sich mehr und mehr, bis es schließlich zahlreiche Pfauen-Zuchten im ganzen Land gab. Auch im Mittelalter hatte dieser Vogel in Italien eine große Bedeutung: Karl der Große verschönerte mit ihm sein Land und seine Schlossparks und verbreitete diese Vogelart im ganzen Reich. Und seine Nachfolger taten es ihm gleich.
Auch unter kulinarischem Aspekt galt der Pfau im Mittelalter bei Festessen und großen Banketten als Delikatesse.
„(Da Historia di Bologna di Cherubino Ghirardacci, bolognese.)
Im Jahre 1487 ging Annibale di Giovanni Bentivoglio nach Ferrara um seine zukünftige Frau zu holen und nach Bologna zu bringen. Sein Vater bereitete ein großes Fest und lud die Prominenz der Stadt ein. Die Eingeladenen erhielten viele gastronomische Geschenke im Voraus (wertvolle Geschenke sollte man während des Festes übergeben) wie z.B. 317 Rebhühner, 218 Fasane, 18 Wildschweine, 50 Pfaue. (...) Die Pfauen wurden dann während des Festmahles präsentiert. Nach unzähligen Gängen kamen die Pfaue an die Reihe: Die „bekleideten Pfaue“ mit dem wunderschönen Rad, geschmückt mit den gewählten Federn wurden so präsentiert, dass sie, „den Herren“ (der Autor bezieht sich auf die Volljährigen, die kurz davor nominiert wurden) vorgeführt werden konnten."
(Aus „Il pavone“ von Alberto Vivarelli 1967
Sinngemäß ins Deutsche übertragen von Gerlinde Steiner)
„König der Vögel“: So könnten wir also den Pfau wegen seiner Pracht und im Laufe der Jahrhunderte bezeichnen. Jedoch kann sich dieser Vogel nicht nur seiner Schönheit wegen rühmen: Einige Völker sind nämlich noch heute davon überzeugt, dass der Pfau Unglück bringt, vor allem den Menschen, die ihn gefangen halten.